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25 Jahre Ausstellungen in der Kneipe:
Von ambitionierten Hobbymalern bis zu einer Meisterschülerin von Gerhard Richter

Als ich 1987 zum ersten Mal die Uni-Kneipe betrat, fiel mein Blick auf einige ältere Plakate an den Wänden. Sie warben für „Wein aus deutschen Landen“. „Mit diesen Wänden kann man doch Sinnvolleres anstellen“, sagte ich mir. Die Idee: ein „niederschwelliges“ Ausstellungs-Angebot für Kunststudenten der Universität.

Wider Erwarten bewarben sich lange Zeit keine Kunststudenten. Sie stellten nur intern am Fachbereich aus - und fürchteten wohl, dass eine Ausstellung in der „Kneipe“ der falsche Einstieg in ihre Künstlerkarriere sei.
Sehr bald bewarben sich zu meinem Erstaunen aber diplomierte Absolventen des Fachbereichs, wie auch Ehemalige der Werkkunstschule. Einer von ihnen hat es später sogar bis nach New York geschafft, wo er erfolgreich Einzelausstellungen präsentieren konnte.
In den zurückliegenden 25 Jahren wurden regelmäßig vier Ausstellungen pro Jahr gezeigt, darunter praktisch alle künstlerischen Richtungen der Malerei und der Fotografie, Einzelausstellungen ebenso wie solche von Gruppen, ambitionierte Hobbymaler genauso wie die Meisterschülerin von Gerhard Richter.
Überwiegend präsentieren sich Aussteller aus dem Bergischen Land. Aber die Atmosphäre in der Kneipe zog auch Künstler aus dem Ausland an, unter anderem aus Albanien, Frankreich, Polen, Ägypten bis hin zu Argentinien.

Ein Künstler, der gerade seinen Abschluss in Lebensmittelchemie gemacht hatte, entschied sich nach erfolgreicher Ausstellung für das „freie Künstlerleben“ und ist bis heute damit glücklich. Für eine 68-jährige Dame war ihre Ausstellung in der „Kneipe“ – es war noch vor dem Fall der Mauer - ihre erste überhaupt. Ihre Bilder waren dunkel und melancholisch, es waren Traumbilder über ihre Kindheit im Elternhaus in Brandenburg. Ein paar Jahre später, sie hatte nach der Wende ihr Elternhaus restauriert und dafür Preise bekommen, stellte sie erneut aus – diesmal waren ihre Bilder erfrischend optimistisch.
Sehr beeindruckend auch die ältere Ausstellerin, die sich irgendwann vorgenommen hatte, ganz Deutschland auf Schusters Rappen zu umwandern und ihre Erlebnisse in ihren Bildern verarbeitete.
Die „Kneipe“ hat sich in diesen 25 Jahren einen achtbaren Platz im Wuppertaler Ausstellungsleben erarbeitet. Indiz dafür ist eine Wartezeit von etwa eineinhalb Jahren. Seit dem Umzug des Fachbereichs Kunst und Design auf den Grifflenberg ist die Ausstellungsmöglichkeit in der Uni-Kneipe auch näher in den Fokus der Kunststudenten gerückt. Erst im vergangenen Sommer stellte eine Masterstudentin ihre „Zeichnungen auf Kreide“ aus. Dafür verbrauchte sie sage und schreibe 280 Kugelschreiber…!

Bis bald

Fritz Berger, Geschäftsführer, Hochschul-Sozialwerk Wuppertal, berger(at)hsw.uni-wuppertal.de